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​Das Drama der Heilsgeschichte

Leuchtende Farben, verschlingende Linien, tiefes Blutrot und eine Siegesfahne. Martin Häusle hat in einem Glasfenster der Herz Jesu Kirche in Bregenz gleich die ganze Heilsgeschichte in ein Bild gebannt. Bilder beleben den Kirchenraum, geben ihm einen gewissen Glanz und die Glasfenster tauchen ihn in ein entsprechendes Licht. Doch christliche Kunst wollte nie nur Schmuck sein und nicht nur Illustration des Glaubens. Gute Kunst war immer eine Form der Verkündigung. Bilder können etwas bewirken, was das Wort allein nicht kann. Martin Häusle war einer der großen religiösen Künstler.

Häusles Fenster sind theologisch durchdachte Kompositionen und gleichzeitig Glaubenszeugnis. In Bregenz Herz Jesu reicht der riesige Zyklus vom Alten Testament über das Neue bis zum Jüngsten Gericht eines diesmal tatsächlich barmherzigen Gottes. Das erste Fenster ist wie eine zusammenfassende Ouvertüre: die ganze Heilsgeschichte in einem Bild. Es beginnt oben im ersten Kreis mit dem Sündenfall und dann der Vertreibung aus dem Paradies. In stechendem Rot hat die Schlange hier die Gestalt eines menschlichen Verführers. Die roten Schlangenbewegungen durchziehen das ganze Bild. Rot steht hier für den Teufel, für das Böse. Frei vom Rot ist das größte Emblem: die apokalyptische Maria, die der Schlange den Kopf zertritt. Es ist der leuchtendste Teil des Bildes.

Dann folgen drei tiefrote Kreise mit den Versuchungen Jesu durch den Teufel in der Wüste. Unten links hängt Jesus am Kreuz und hier hatte der Künstler eine geniale Idee. Christus selber wird rot, wenn auch nicht zur Gänze. Christus besiegt das Böse nicht, indem er den Teufel mit Waffen besiegt. Er erlöst uns vom Bösen, indem er sich selbst hernieder lässt, unschuldig das Böse auf sich nimmt und uns dadurch vom Bösen erlöst. Im Auferstehungsbild gibt es rot nur noch in der Siegesfahne. Eine Predigt kann man auswendig lernen, mit solchen Bildern wird man nie fertig. Entweder man geht oder man glaubt.

 
       von Markus Hofer

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